Was ist Schellack? – Alles über das Naturharz aus der Lackschildlaus

Schellack ist ein natürliches Harz, das seit Jahrhunderten für Holzpflege, Musikinstrumentenbau, Kosmetik und Lebensmittelveredelung verwendet wird. Es stammt aus dem Sekret der Lackschildlaus und wird vor allem in Indien und Südostasien gewonnen. Der biologisch abbaubare Stoff ist vielseitig einsetzbar und stellt eine ökologische Alternative zu synthetischen Lacken dar. Doch seine tierische Herkunft wirft ethische Fragen auf, besonders für Veganer.

Das Wichtigste in Kürze zu Schellack

  • Herkunft: Gewonnen aus dem Harzsekret der Lackschildlaus Kerria lacca.
  • Eigenschaften: In Alkohol löslich, glänzend, spröde bei Kälte, schmelzbar bei Wärme.
  • Verwendung: In Möbelpflege, Lebensmitteln (E 904), Kosmetik, Pharmazie und Musikinstrumenten.
  • Öko-Aspekt: Biologisch abbaubar, aber nicht vegan – zur Gewinnung sterben Schildläuse.
  • Besonderheiten: In Farbe und Reinheit variabel, ungiftig in der Anwendung, nicht wasserfest.

Was ist Schellack und wofür wird er verwendet?

Schellack ist ein natürliches Harz, das aus dem Sekret der Lackschildlaus gewonnen wird. Es wird als Politur für Möbel, als Überzug in Lebensmitteln (E 904), in Kosmetikprodukten und in der Pharmazie eingesetzt. Auch im Musikinstrumentenbau dient es zum Schutz hochwertiger Oberflächen. Schellack ist biologisch abbaubar, in Alkohol löslich und überzeugt durch seinen natürlichen Glanz.

Was ist Schellack? – Alles über das Naturharz aus der Lackschildlaus
Was ist Schellack? – Alles über das Naturharz aus der Lackschildlaus

Herkunft und Gewinnung von Schellack

Schellack wird aus den Sekreten der Lackschildlaus (Kerria lacca) hergestellt. Diese winzigen Insekten leben auf bestimmten Bäumen, etwa dem Palisanderbaum, in tropischen Regionen Indiens und Südostasiens. Weibliche Tiere sondern zur Eiablage ein klebriges Sekret ab, das auf den Ästen erhärtet. Dieses sogenannte „Stocklack“ wird mitsamt Rindenstücken geerntet. Der Rohstoff wird anschließend geschmolzen, gefiltert und zu Platten oder Flocken verarbeitet. Die Farbe hängt dabei vom Reinigungsgrad und der Baumart ab – von blassgelb bis tiefrot. Um 1 Kilogramm reinen Schellack herzustellen, braucht man etwa 300.000 Läuse. Diese Tatsache spielt für Veganer eine wichtige Rolle, da bei der Gewinnung Tiere sterben.

Chemische und physikalische Eigenschaften

Schellack besitzt einzigartige physikalische Merkmale. Bei Raumtemperatur ist er hart, spröde und splittert leicht. Wird er erhitzt, wird er weich und zähflüssig – ein ideales Merkmal für die Verarbeitung. In Ethanol (Alkohol) löst sich das Harz gut, was es zu einem idealen Material für Lacke und Polituren macht. Nach dem Trocknen bildet Schellack eine glänzende, leicht wasserabweisende Oberfläche. Allerdings ist er nicht wasserfest und kann durch Alkohol wieder gelöst werden. Farblich variiert das Produkt je nach Ursprung von farblos über gelblich bis zu rötlichbraun. Der seidenartige Glanz entsteht beim Kneten und Ausziehen.

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Vielseitige Verwendungsmöglichkeiten

Schellack wird traditionell in vielen Bereichen eingesetzt. In der Möbelherstellung dient er als Politur für Holzoberflächen – besonders bei antiken Möbeln. Im Musikinstrumentenbau schützt und veredelt er die Oberflächen hochwertiger Instrumente. In der Lebensmittelindustrie trägt er die E-Nummer E 904 und sorgt als Überzug für Glanz und Schutz auf Dragees, Nüssen oder Äpfeln. Auch in der Pharmaindustrie findet er Anwendung – als Überzug für Tabletten oder Nahrungsergänzungsmittel. In der Kosmetik wird er in Haarlacken, Mascara und Naturkosmetik verwendet. Frühere technische Anwendungen wie Schallplatten und Druckfarben wurden durch moderne Materialien ersetzt, doch Schellack hat in Spezialbereichen bis heute Bedeutung.

Tabelle: Typische Anwendungsbereiche von Schellack

Bereich Anwendung
Möbelbau Holzpolitur mit Tiefenglanz
Musikinstrumente Lackierung von Geigen, Gitarren, Klavieren
Lebensmittel E 904: Glanzüberzug für Dragees, Nüsse, Früchte
Pharmazie Überzugsmittel für Tabletten und Kapseln
Kosmetik Glanzmittel in Haarlacken, Mascara, Naturkosmetik
Kunst & Technik Bestandteil alter Schallplatten, Tinten, Farben
Ökologische und ethische Bewertung

Schellack gilt zwar als natürlich und biologisch abbaubar, doch seine Herstellung ist ethisch umstritten. Da es sich um ein tierisches Produkt handelt, ist es für eine vegane Lebensweise ungeeignet. Für die Gewinnung werden Millionen Schildläuse benötigt, die dabei sterben. Zwar enthält das Endprodukt keine sichtbaren Tierbestandteile, doch der Prozess bleibt nicht tierleidfrei. Viele Verbraucher achten daher auf Produkte mit veganer Kennzeichnung. Trotzdem punktet Schellack mit Umweltfreundlichkeit: Er enthält keine giftigen Lösungsmittel, ist CO₂-arm herstellbar und in der Natur vollständig abbaubar.

Besondere Verarbeitungseigenschaften

Schellack lässt sich flexibel anpassen: Je nach Anforderung kann er gebleicht, entfärbt oder entwachst werden. Diese Varianten kommen z. B. bei hellen Holzsorten oder in der Kosmetik zum Einsatz. Der Wachsanteil beeinflusst die Brillanz und Wasserfestigkeit. Schellack lässt sich mit Pinsel, Sprühgerät oder Tuch auftragen. Nach dem Trocknen ist er schmutzabweisend, atmungsaktiv und besitzt eine angenehme Haptik. Die Lagerung sollte trocken und dunkel erfolgen, da er empfindlich gegenüber Feuchtigkeit und Licht ist. Dank seiner Alkohollöslichkeit kann er bei Bedarf leicht entfernt oder neu aufgetragen werden – ein Vorteil gegenüber synthetischen Lacken.

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Warum Schellack heute wieder gefragt ist

Schellack erlebt ein Comeback – nicht nur bei Restauratoren und Instrumentenbauern. Auch in der ökologischen Kosmetik und Bio-Lebensmittelproduktion gewinnt er an Bedeutung. Seine natürliche Herkunft, die gesundheitliche Unbedenklichkeit und die vielseitige Verarbeitung sprechen für ihn. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen, stellt Schellack eine lohnenswerte Alternative dar. Zwar ist er nicht für jeden ethisch akzeptabel, doch in puncto Funktionalität und Natürlichkeit bleibt er einzigartig.

Schellack oder synthetischer Lack – ein Vergleich

Schellack unterscheidet sich in vielen Punkten von modernen, synthetischen Lacken. Während er aus einem natürlichen, nachwachsenden Rohstoff gewonnen wird, basieren Kunstharzlacke meist auf petrochemischen Produkten. In der Verarbeitung punktet Schellack mit seiner Alkohollöslichkeit, was die Entfernung und das Überarbeiten erleichtert. Kunstharzlacke hingegen benötigen aggressive Lösungsmittel. Hinsichtlich der Oberflächenoptik erzeugt Schellack einen warmen, tief glänzenden Effekt – ideal für Restaurierungen. Allerdings ist er nicht wasserfest und weniger abriebfest als moderne Lacke. In puncto Umweltverträglichkeit ist Schellack überlegen, jedoch nicht geeignet für vegane Haushalte. Die Wahl hängt letztlich vom Einsatzzweck und den persönlichen Werten ab.

Einfluss der Herkunft auf Qualität und Farbe

Die Herkunft des Schellacks spielt eine zentrale Rolle für seine Qualität. In Indien und Thailand sind unterschiedliche Baumarten Träger der Lackschildläuse, was die Farbe des Harzes beeinflusst – von goldgelb bis rubinrot. Auch der Erntezeitpunkt hat Einfluss: Frischer Stocklack ist heller, alter dunkler und harziger. Die Verarbeitungstechniken vor Ort – etwa die Filterung oder das Bleichverfahren – entscheiden über Reinheit, Wachsanteil und Glanz. Höher gereinigter Schellack eignet sich besser für helle Möbel oder Kosmetik. Rohere Qualitäten werden bevorzugt im Instrumentenbau verwendet. Für Verbraucher lohnt sich daher ein Blick auf Herkunft und Deklaration des Produkts, insbesondere bei sensiblen Anwendungen wie Lebensmitteln oder Kosmetika.

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Gesundheitliche Bewertung und E-Nummer E 904

Schellack wird in Lebensmitteln als Überzugsmittel mit der E-Nummer E 904 verwendet – etwa auf Äpfeln, Dragees oder Nüssen. Laut EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) gilt E 904 als gesundheitlich unbedenklich, sofern die erlaubten Höchstmengen eingehalten werden. Auch in der Pharmazie dient Schellack als Überzug für Tabletten, um sie magensaftresistent zu machen. In Kosmetika wird er beispielsweise in Haarlacken oder Wimperntuschen eingesetzt. Allergien auf Schellack sind äußerst selten. Dennoch empfiehlt sich bei empfindlicher Haut oder Lebensmittelunverträglichkeiten ein Blick auf die Zutatenliste. Bei Bio-Produkten wird zunehmend auf vegane Alternativen geachtet.

Vegane Alternativen zu Schellack

Für Menschen mit veganer Lebensweise ist Schellack problematisch, da bei der Gewinnung Insekten sterben. Glücklicherweise gibt es pflanzliche Alternativen. Carnaubawachs, gewonnen aus den Blättern der brasilianischen Carnaubapalme, bietet ähnliche Glanzeffekte und ist vollständig vegan. Auch Bienenwachs wird verwendet – jedoch ebenfalls nicht vegan. In der Möbelpflege können zudem pflanzenölbasierte Polituren (z. B. auf Leinölbasis) eingesetzt werden. In der Kosmetik greifen Hersteller zunehmend auf synthetische oder pflanzliche Glanzstoffe zurück. Bei Lebensmitteln wird Schellack zunehmend durch pflanzliche Überzüge wie Zein (Maisprotein) ersetzt. Verbraucher sollten auf Labels wie „vegan“ oder V-Label achten, um tierfreie Produkte sicher zu erkennen.

Umweltbilanz: Wie nachhaltig ist Schellack wirklich?

Schellack punktet mit einer positiven Umweltbilanz – verglichen mit synthetischen Lacken. Seine Herstellung ist energiearm, da keine petrochemischen Rohstoffe nötig sind. Zudem ist das Harz biologisch abbaubar, ungiftig und emissionsarm. In traditioneller Produktion wird der Schellack ohne schwere Maschinen oder Chemikalien verarbeitet, was CO₂-Emissionen reduziert. Problematisch bleibt jedoch die Massenzucht von Schildläusen – sie verursacht Insektensterben in großem Ausmaß. Ökologisch orientierte Hersteller achten auf faire und schonende Ernteverfahren. Verbraucher, die Umweltschutz und Tierethik verbinden möchten, sollten zu zertifizierten Alternativen greifen oder vegane Ersatzstoffe bevorzugen.

Fazit

Schellack ist ein faszinierendes Naturprodukt mit langer Tradition und überraschend vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Wer auf natürliche Inhaltsstoffe achtet, trifft mit Schellack eine umweltfreundliche Wahl – auch wenn seine tierische Herkunft nicht jeden überzeugt. In Möbelpflege, Kosmetik und Lebensmitteln bleibt Schellack ein glänzender Allrounder mit Zukunftspotenzial.

Quellen:

  1. Was ist Schellack? – Der natürliche Klassiker für Möbel & mehr. Lignocolor.
    https://lignocolor.de/blogs/ratgeber/was-ist-schellack
  2. Schellack – Chemie.de.
    https://www.chemie.de/lexikon/Schellack.html
  3. Was ist Schellack? Und wofür wird es verwendet? Öko-Test.
    https://www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/was-ist-schellack-und-wofuer-wird-es-verwendet
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