Polyurethan Dämmung im Check: Alle Fakten

Polyurethan (PU oder PUR) ist ein vielseitiger Kunststoff, der in der Bauindustrie vor allem als hochwirksamer Dämmstoff eingesetzt wird. Seine geschlossenzellige Struktur sorgt für eine exzellente Wärmeisolierung bei geringer Materialdicke. Ob als Hartschaumplatte, Spritzschaum oder Bestandteil von Sandwich-Elementen – PU-Dämmungen bieten zahlreiche Einsatzmöglichkeiten. Trotz hervorragender Dämmwerte und hoher Langlebigkeit gibt es auch einige ökologische und brandschutztechnische Nachteile, die vor der Anwendung bedacht werden sollten.

Polyurethan Dämmung im Check: Alle Fakten
Polyurethan Dämmung im Check: Alle Fakten

Das Wichtigste in Kürze

  • Polyurethan besitzt eine extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit (0,020–0,025 W/m·K).
  • Bereits 10 cm Dämmstärke erreichen den geforderten U-Wert von 0,24 W/m²K nach GEG.
  • PU-Dämmstoffe sind wasserabweisend, druckfest und langlebig.
  • Nachteile: Entflammbarkeit, UV-Empfindlichkeit und mögliche Schrumpfung.
  • Kosten liegen zwischen 5 €/m² (Boden) und 35 €/m² (Dach).

Ist Polyurethan ein guter Dämmstoff?

Ja. Dank seiner sehr niedrigen Wärmeleitfähigkeit von 0,020 bis 0,025 W/(m·K) zählt Polyurethan zu den effizientesten Dämmstoffen. Schon eine 10 cm starke Schicht genügt, um den gesetzlichen U-Wert für Fassaden zu erreichen.

Was ist Polyurethan und wie wird es hergestellt?

Polyurethan ist ein synthetischer Kunststoff, der chemisch aus Polyol und Isocyanat hergestellt wird. Je nach Zusammensetzung entsteht entweder ein harter, elastischer oder thermoplastischer Kunststoff. In der Dämmtechnik kommt meist Hartschaum aus Polyurethan zum Einsatz. Dieser entsteht, wenn das Material aufgeschäumt und anschließend aushärtet.

Dabei bilden sich geschlossene Zellen, die mit Gasen wie Kohlendioxid oder Cyclopentan gefüllt sind. Diese Gase leiten Wärme schlechter als Luft – das sorgt für die hohe Dämmleistung. Die Wärmeleitfähigkeit liegt zwischen 0,020 und 0,025 W/(m·K). Wird der Dämmstoff jedoch nicht ausreichend diffusionsdicht verpackt, können die Zellgase entweichen und Luft eindringen. Dadurch steigt die Wärmeleitfähigkeit und die Dämmwirkung nimmt ab.

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Einsatzmöglichkeiten
von PU-Dämmstoffen

Polyurethan wird in unterschiedlichen Formen eingesetzt: als Hartschaumplatten, Spritzschaum oder als Bestandteil von Sandwich-Elementen. Hartschaumplatten eignen sich für Fassaden, Dächer, Keller und Perimeterdämmungen. Besonders beliebt ist der Einsatz als Aufsparrendämmung, bei der die Platten oberhalb der Dachsparren verlegt werden.

Spritzschaum oder sogenannter Ortschaum wird direkt in Hohlräume gespritzt, wo er aufschäumt und abdichtet. PU kommt auch in industriellen Sandwich-Elementen zum Einsatz, die aus zwei Blechen bestehen, zwischen denen der Schaum den Zwischenraum füllt. Neben der Bauindustrie findet Polyurethan auch in Möbeln, Matratzen, Sportartikeln und Schuhsohlen Verwendung.

Dämmleistung und physikalische Eigenschaften

Die hervorragende Dämmwirkung von PU beruht auf seiner geschlossenzelligen Struktur. Schon eine 10 cm dicke Schicht reicht aus, um den GEG-U-Wert von 0,24 W/(m²·K) für Fassaden zu erfüllen. Zum Vergleich: Polystyrol benötigt für dieselbe Dämmleistung etwa 14 cm. Polyurethan ist druckfest, formstabil und wetterbeständig.

Es weist eine Rohdichte von 30 bis 100 kg/m³ auf. Die Dichte variiert je nach Zusatzstoffen wie Aluminiumpulver oder Glasmikroballons. Der Dämmstoff bleibt bis zu 90 °C temperaturbeständig. Die folgende Tabelle zeigt die Mindestdämmstärken:

Dämmstoff-Dicke GEG 0,24 W/(m²·K) BEG 0,20 W/(m²·K)
Polyurethan 9,38 cm 11,25 cm

Die physikalischen Eigenschaften machen PU zu einem Hochleistungsdämmstoff, der sowohl thermische als auch akustische Vorteile bietet.

Vorteile einer PU-Dämmung

Polyurethan überzeugt durch zahlreiche positive Eigenschaften. Es ist wasserabweisend, langlebig und recycelbar. Die geschlossene Zellstruktur verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit, wodurch Schimmelbildung ausgeschlossen wird. PU-Dämmplatten sind druckfest und behalten auch unter Belastung ihre Form. Zudem wirken sie schalldämmend und tragen zur Verbesserung des Raumklimas bei. Ihre geringe Dicke spart Platz bei gleicher Energieeffizienz.

Dank der hohen Beständigkeit gegenüber Alterung und Witterung bleibt die Dämmwirkung über viele Jahre konstant. Auch in Kombination mit anderen Dämmstoffen, etwa in Sandwich- oder Mehrschichtsystemen, zeigt Polyurethan eine hervorragende Leistung.

Nachteile und Umweltaspekte von PU

Trotz vieler Vorteile gibt es auch Schwächen. Polyurethan ist brennbar und entwickelt bei Feuer giftige Gase. Es wird deshalb in die Baustoffklassen C s3 d0 bis E eingestuft. Um die Brandgefahr zu reduzieren, werden Flammschutzmittel wie TCPP beigemischt. Ein weiterer Nachteil ist die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung, die zu Verfärbungen führt.

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Langfristig kann das Material schrumpfen, wodurch Fugen entstehen und die Dämmwirkung sinkt. Ökologisch problematisch ist die Herstellung, da sie auf Erdöl basiert und energieintensiv ist. Trotz Recyclingmöglichkeiten bleibt die Umweltbilanz im Vergleich zu nachwachsenden Dämmstoffen schlechter. Dennoch überzeugt PU in der Praxis durch Effizienz und Langlebigkeit.

Unterschiede zwischen PUR und PIR

Oft wird Polyurethan zusammen mit PIR (Polyisocyanurat) genannt. PIR ist eine Weiterentwicklung von PUR und weist eine dichtere Molekülstruktur auf. Dadurch ist es noch temperaturbeständiger, formstabiler und schwerer entflammbar. PIR-Dämmplatten werden bevorzugt in Aufsparrendämmungen eingesetzt, wo hohe Brandschutzanforderungen bestehen.

Beide Materialien entstehen aus denselben Grundstoffen – MDI und Polyol –, jedoch reagiert PIR stärker vernetzt. Das Ergebnis ist ein Dämmstoff mit verbesserter Feuerwiderstandsfähigkeit und höherer Lebensdauer. PIR erreicht eine ähnliche Wärmeleitfähigkeit wie PU, bietet jedoch zusätzliche Sicherheit im Brandfall.

Kosten und Wirtschaftlichkeit von PU-Dämmungen

Die Kosten hängen stark von der Anwendung ab. Günstige PUR-Platten für Fußböden sind bereits ab etwa 5 €/m² erhältlich, während hochwertige Aufsparrendämmungen ab 35 €/m² kosten. Der Preis variiert je nach Dicke und Aufbau. In der folgenden Tabelle finden sich Beispielpreise:

Hersteller Variante Anwendung Maße WLS Preis pro m²
Kingspan BaseLine XR beidseitig alukaschiert Fußbodendämmung 600 × 1200 × 20 mm 023 6,90 €
Linzmeier Linitherm PAL 2U mit Unterdeckbahn Aufsparrendämmung 2420 × 1180 × 120 mm 023 37,13 €
Puren Plus 3-lagige Unterdeckbahn Aufsparrendämmung 2400 × 600 × 80 mm 026 38,26 €
Puren mit Polymerbitumenbahn Aufsparrendämmung 2400 × 1020 × 100 mm 023 43,79 €

Trotz der höheren Anschaffungskosten bietet PU langfristig eine sehr gute Energieeffizienz. Durch die geringe Dicke spart man Platz, reduziert Wärmeverluste und senkt Heizkosten über viele Jahre hinweg.

Fazit

Polyurethan-Dämmungen bieten eine exzellente Wärmeleistung bei geringer Materialstärke und hoher Langlebigkeit. Sie sind ideal für Dächer, Fassaden und Böden geeignet. Trotz Umwelt- und Brandschutzbedenken überwiegen die Vorteile in puncto Energieeffizienz und Haltbarkeit. Wer Wert auf kompakte Bauweise und niedrige Heizkosten legt, trifft mit PU eine starke Wahl – insbesondere, wenn moderne PIR-Varianten eingesetzt werden.

Quellen zur Polyurethan Dämmung:


FAQ

Was ist der Hauptunterschied zwischen Styropor (EPS) und Polyurethan (PUR/PIR) Dämmung?

Der Hauptunterschied liegt in der chemischen Zusammensetzung und Struktur. Styropor (EPS) ist ein geschäumter Kunststoff auf Basis von Polystyrol, während Polyurethan (PUR/PIR) ein duroplastischer Kunststoff ist, der oft bessere Dämmwerte pro Dicke bietet.

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Welches Material hat typischerweise die bessere Dämmleistung?

Im Allgemeinen besitzt Polyurethan (PUR/PIR) die höhere Wärmeleitfähigkeitsgruppe (niedriger -Wert), was bedeutet, dass eine dünnere Schicht die gleiche Dämmwirkung wie eine dickere Schicht Styropor erzielt. Styropor ist jedoch immer noch ein sehr effektiver und kostengünstiger Dämmstoff.

Ist Styropor oder Polyurethan umweltfreundlicher?

Beide Materialien haben unterschiedliche ökologische Profile; Styropor wird oft kritisiert, da es aus Erdöl gewonnen wird und sein Recycling kompliziert sein kann, aber es hat eine gute Ökobilanz aufgrund seiner Langlebigkeit und der Energieeinsparung. Polyurethan wird ebenfalls aus Erdöl hergestellt, aber moderne PIR-Varianten weisen gute Brand- und Dämmeigenschaften auf.

Sind beide Dämmstoffe für die Fassadendämmung (WDVS) geeignet?

Ja, sowohl Styropor (EPS) als auch Polyurethan (PUR/PIR) werden häufig als Dämmplatten in Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) eingesetzt. EPS ist dabei die gängigere und kostengünstigere Standardlösung, wohingegen PUR/PIR oft bei Platzmangel verwendet wird.

Welche Rolle spielt die Brandgefahr bei diesen Materialien?

Normales Styropor (EPS) ist brennbar und wird oft mit Flammschutzmitteln (z.B. HBCD in der Vergangenheit, heute polymeren FSR) versehen, um die Brandschutzanforderungen zu erfüllen. Polyisocyanurat (PIR) ist eine Weiterentwicklung von PUR und bietet durch seine chemische Struktur eine höhere Temperaturbeständigkeit und besseren Brandschutz als Standard-EPS.

Welche Kostenunterschiede bestehen zwischen den beiden Dämmstoffen?

Styropor (EPS) ist in der Regel das deutlich kostengünstigere Material in der Anschaffung, was es zur beliebtesten Wahl für große Dämmprojekte macht. Polyurethan (PUR/PIR) ist aufgrund der besseren Dämmleistung pro Dicke und der aufwendigeren Herstellung meist teurer.

Kann ich Styropor und Polyurethan auch zur Dachdämmung verwenden?

Ja, beide Materialien eignen sich hervorragend für die Dachdämmung, sowohl als Aufsparren- als auch als Zwischensparrendämmung. PUR/PIR wird aufgrund seiner hohen Druckfestigkeit und geringeren Aufbauhöhe oft für die Aufsparrendämmung bevorzugt.

Wie sieht es mit der Feuchtigkeitsbeständigkeit aus?

Sowohl Styropor (EPS) als auch Polyurethan (PUR/PIR) nehmen nur sehr wenig Wasser auf und sind weitgehend feuchtigkeitsbeständig. Dies macht sie zu einer guten Wahl für Anwendungen, bei denen eine gewisse Feuchtigkeitseinwirkung nicht auszuschließen ist, wie z.B. bei der Perimeterdämmung.

Können diese Materialien recycelt werden?

Das Recycling von Styropor (EPS) wird zunehmend verbessert, insbesondere durch spezielle Verfahren zur Rückgewinnung des Polystyrols, aber es ist immer noch eine Herausforderung. Polyurethan (PUR/PIR) ist ein Duroplast und daher schwerer zu recyceln, wird aber oft thermisch verwertet oder zu Ersatzbrennstoffen verarbeitet.

Welches Material ist besser für die Dämmung des Fußbodens geeignet?

Beide können verwendet werden, aber Polyurethan (PUR/PIR)-Dämmplatten werden aufgrund ihrer sehr hohen Druckfestigkeit und geringen Dicke oft für die Dämmung unter der Bodenplatte oder dem Estrich bevorzugt. Styropor (EPS) wird ebenfalls verwendet, muss aber für diesen Zweck eine entsprechend hohe Druckfestigkeitsklasse aufweisen.

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